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Wir könnten ein Mahnmal bauen...

Read 4220 times Zuletzt geändert am Mittwoch, 13 Mai 2015 20:44
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Natürlich könnten wir ein Mahnmal bauen. Ein Denkmal, das erinnert an Klara und all die anderen, die gestorben sind im Bombenhagel und den Feuerstürmen, in Karlsruhe, Dresden, Coventry und Leningrad. Wir könnten in großen Lettern: „Nie wieder“ darauf schreiben.

Wir sind nur skeptisch, ob das etwas nutzen würde. Wir erinnern uns: Die Beteiligung der Bundeswehr am Jugoslawienkrieg hat Joschka Fischer mit “ Nie wieder!“ begründet: Mit „Nie wieder Faschismus“. „Faschismus“ wurde in dieser Interpretation implizit als eine Art Krieg gedeutet –und zu einer Kriegsursache und einer besonders schlimmen Form des Krieges zugleich erklärt. - Mit der gleichen Parole begründen russische Milizen heute ihren Kampf in der Ukraine.Damit wir uns nicht missverstehen: Das „Nie wieder!“ – sowohl zum Faschismus als auch zum Krieg - die Ächtung des Krieges also,  war ein historischer Fortschritt. Es gab Zeiten, das galt der Krieg als der Vater aller Dinge und das Militär als die Schule der Nation, und ein aggressiver Nationalismus, der auch Angriffskriege als sein selbstverständliches Recht verstand, als normal. Niemand mit wachem Verstand will dahin zurück. 

Aber das „Nie wieder Krieg!“ ist nur der erste Schritt, und er genügt nicht. Niemand kann „“Nie wieder Krieg“ sagen, ohne zugleich zu denken „Nie wieder Faschismus!“ – und niemand „Nie wieder Faschismus!“ ohne zugleich zu denken „Nie wieder Krieg!“. Was aber, wenn in einem Land der Faschismus wächst? Führen wir dann Krieg, um Freiheit und Gerechtigkeit zu retten? Oder wenn ein Krieg droht – geben wir dann Gerechtigkeit und Freiheit auf, um den Frieden zu retten? Wenn ein Volk nach Freiheit und Gerechtigkeit dürstet – dürfen wir es alleine lassen? Wir haben also ein dialektisches oder gar trilektisches Problem: Wir müssen Freiheit, Gerechtigkeit und Frieden zugleich sichern.

Und dafür ist ein schlichtes Nein nicht genug.

Wir müssen „Ja!“ sagen – Ja zu einem Leben in Gerechtigkeit, Freiheit  und Fülle – und Ja zu einem Leben mit Brüchen und Verlusten. Ja zur Fülle für Alle, weil Enge und Hunger zur Gier führen, und die Gier zu Raub und Krieg.  Und Ja zu den Brüchen und Verlusten, weil die Angst vor der Niederlage zur Gewalt führt – und die Gewalt zur Wut und zum Krieg.
Wer Frieden will, muss also für Fülle sorgen – für Alle.  Und zur gleichen Zeit das Teilen lehren – und deshalb den Verzicht, der dafür notwendig ist.

Das ist nicht einfach, und das ist nicht leicht – und deshalb ist ein Mahnmal, ein Anti-Kriegsdenkmal nicht genug. Deshalb brauchen wir ein Friedensdenkmal, das realistische Wege zum Frieden aufzeigt. Das an die Bewegungen der Vergangenheit erinnert, die Beispiele für Gegenwart und Zukunft bieten.