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Nachlese: Auftaktveranstaltung mit Christine Schweitzer

Read 6218 times Zuletzt geändert am Donnerstag, 30 Juli 2015 11:03
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Stell Dir vor, es ist Krieg...

Zwischen hilflosem Zuschauen und militärischem Eingreifen

Am 20.5.2015, 19:30 fand im Internationalen Begegnungszentrum Karlsruhe die öffentliche Auftaktveranstaltung der Initiative "Ein Friedensdenkmal für Karlsruhe" statt. Trotz mehrerer "Konkurrenz"-Veranstaltungen am gleichen abend waren über 30 Personen gekommen, unter anderem Rüstü Aslandur vom Deutschsprachigen Muslimkreis, der Bildhauer Andreas Helmling oder der stellvertretende Zoodirektor Dr. Clemens Becker.

Es referierte Dr. Christine Schweitzer, Geschäftsführerin des Bunds für Soziale Verteidigung und Vorsitzende der War Reististers International am Beispiel der Ukraine über Möglichkeiten die Gewalteskalation zu stoppen und Konflikte friedlich beizulegen.

Gegeben wurde zunächst ein kurzer Überblick über die Entwicklung des Konfliktes. In der Ukraine stehen sich seit der Unabhängigkeit zwei ähnlich starke politische Strömungen diametral gegenüber, von denen die eine eher prowestlich, die andere eher prorussisch orientiert ist. Dies hat bereits in der Vergangenheit das Land immer wieder vor Zerreißproben gestellt. In beiden Strömungen haben korrupte Oligarchen einen erheblichen Einfluss. Beide Strömungen stellten bereits die Regierung und nutzten diese einseitig zur Festigung der eigenen Machtposition und der wirtschaftlichen Interessen ihrer jeweiligen Klientel.

Anhand einiger konkreter Beispiele zeigte die Referentin auf, wie der Konflikt durch Entscheidungen der ukrainischen Parteien, aber auch durch deren Verbündete Russland bzw. EU eskalierte – und welche Handlungsalternativen zu einer Deeskalation hätten beitragen können. Es öffnen sich immer wieder Zeitfenster in denen besonders effektiv eine Deeskalation des Konflikts eingeleitet werden kann. Diese Zeitfenster wurde bisher nicht genutzt, teils weil dies den Partikularinteressen der Akteuere entgegensteht, teils aber auch schlicht weg aus Unkenntnis.

Die Interessen und Bedürfnisse der gerade "unterlegenen" Strömung müssten gleichermaßen ernstgenommen und berücksichtigt werden. So wäre z.B. ein klares Bekenntnis zur Zweisprachigkeit des Landes sicher hilfreicher als jeder Versuch, die Dominanz einer der beiden Sprachen durchzusetzen. In der Außen- und Wirtschaftspolitik käme es darauf an, intensive Beziehungen sowohl zur EU als auch zu Russland zu pflegen und so eine Brückenfunktion zum Aufbau eines gemeinsamen Wirtschaftsraums zu aufzubauen.

Ein guter Einstieg in die Gesamtthematik bietet der Text "Das gemeinsame Haus Europa" im Anhang dieses Artikels. Hintergrund-Informationen zur Geschichte der Ukraine und zur Ukraine-Krise selbst in Form eines Versuchs einer Positionsbestimmung der Friedensbewegung finden sich ebenfalls im Anhang dieses Artikels.

Im zweiten Teil der Veranstaltung sprach Ulrich Beer-Bercher, darüber, dass es neben militärischer Eskalation und Krieg auch viele gute Beispiele gewaltfreier/gewaltarmer Konfliktbewältigung gibt und wie wichtig es ist diese mit dem dem Projekt "Ein Friedensdenkmal für Karlsruhe" in den Vordergrund zu rücken:

  • Erfahrungen mit den Versöhnungsprozessen in Europa nach dem Zweiten Weltkrieg
  • Die Übewindung der Apartheid in Südafrika
  • Versöhnungsprozesse in Lateinamerika nach den Bürgerkriegen
  • Gewaltfreie Interventionen wie Gandhis Kampf in Indien
  • Die Samtene Revolution in der ehemaligen Tschechoslowakei
  • Die friedliche Revolution in der DDR

Desweiteren würde es gerade zu Karlsruhe - der Stadt des Rechts - passen, für die bisher mühsamen Versuche zu werben, ein internationales Recht zu entwickeln und durchzusetzen, das die Gewalt zwischen Staaten eindämmt.

Welche Form das angestrebte Friedensdenkmal haben soll, wo es stehen wird, wie es finanziert wird, das alles sind Fragen, die die Initiatoren zusammen mit engagierten Karlsruher Bürgerinnen und Bürgern, die den pazifistischen Grundkonsens teilen diskutieren werden.

Klar ist bisher nur, dass das Denkmal wegen der Bedeutung des Themas groß sein und die Dynamik und Prozesshaftigkeit des Friedens wiederspiegeln soll.

Die neun im Anhang gezeigten Fotos, zeigen beispielhaft Denkmäler, die im Zusammenhang mit "Frieden" stehen. Sie dienten in Form einer kleinen Ausstellung bei Der Veranstaltung als Anregung zur Diskussion darüber, wie ein Friedensdenkmal in Karlsruhe aussehen könnte.

Neben einem zentralen Denkmal, wie es z.B. der Karlsruhe Bildhauer Andreas Helmling vorschlug, wurde insbesondere die Umgestaltung der Kriegsstraße in unterschiedlicher Form ins Gespräch gebracht.

(Fotos unter anderem von Bernd Hentschel und Christoph Zimmermann)

Um das Projekt bekannter zu machen sammeln wir auch weiter Unterschriften für den Aufruf, siehe Anhang.