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Nachlese: Von der Pallas Athene zum Cafe Palaver - Stadtspaziergang

Read 5108 times Zuletzt geändert am Montag, 08 Februar 2016 21:58
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Am Samstag, dem 17. Oktober 2015 um 17h führte uns die Architektin und Kulturpädagogin Sabine Straßburg im Rahmen eines "Stadtspaziergangs" zu einigen Denkmälern und Kunstwerken in Karlsruhe, die sich mehr oder weniger ausdrücklich mit den Themen Krieg und Frieden beschäftigen.

Ausgangspunkt der ca. 20 Interessierten war die Statue der Pallas Athene von Karl Albiker, die im Ehrenhof des KIT Süd (Kaiserstrasse 12) an die Gefallenen des Ersten Weltkrieges erinnert. Diese erste Fassung ist im Vergleich zu den späteren Versionen des Künstlers bemerkenswert unheroisch. Die nach oben blickende Maske wirkt eher anklagend. Der Gesichtsausdruck, Haltung von Schild und gesenktem Speer erscheinen alles andere als heldenhaft.

Weiter ging es zu der Plastik "Traum IV" von Bernhard Heiliger, die die Hoffnung auf Frieden nach dem 2. Weltkrieg thematisiert. Als Auftragskunst ohne Vorgabe eines Themas leitet diese Skulptur einen Wandel im Verständnis der "Kunst-am-Bau-Regelung" ein. Statt eng mit dem jeweiligen Baukörper verbundene Wandgestaltungen entstanden nun eigenständige Kunstwerke im Außenraum.

Danach ging es auf dem Campus Süd zum Ammoniak-Soda-Reaktor von Fritz Haber, dem Entwickler der industriellen Kunstdüngerproduktion und dem Protagonisten des Einsatzes von Giftgas im ersten Weltkrieg. Eine Tafel erinnert an die Ehefrau Clara Immerwahr, gleichfalls Chemikerin aber Pazifistin, die Ihren Mann von den Kriegsverbrechen nicht hatte abbringen können und sich das Leben genommen hat.

Im Anschluß bewegten wird uns in die östliche Innenstadt zum Alten Friedhof. Dort schauten wir uns unter anderem das 1852 errichtete Preußen­denk­mal an, dessen Marmor­kreuz und Michaels­sta­tue 1959 wegen Einsturz­ge­fahr entfernt wurden. Das Denkmal - ein reines Täterdenkmal - wurde errichtet für die 137 preußi­schen Soldaten, die im Juni 1849 bei Karlsruhe-Durlach im Kampf gegen die Revolu­ti­ons­trup­pen gefallen sind. Das Denk­mal wurde auf Veran­las­sung des preußi­schen Königs Friedrich Wilhelm IV. von Friedrich Eisenlohr geschaffen, der auch die Fried­hofs­ka­pelle, den alten Bahnhof in der Kriegs­straße und die Stadt­kir­che in Baden-Baden gebaut hat.

Die Führung endete schließlich am „Denkmal für den Unbekannten Deserteur“,  vor dem Café Palaver im Gewerbehof am Lidellplatz. Dieses Denkmal hält insbesondere die 20000 Deserteure der Wehrmacht, die im 2. Weltkrieg hingerichtet wurden in Erinnerung.

Eine kleine Gruppe diskutierte im Anschluß mit Stadtrat Michael Borner, der den Stadtspaziergang begleitet hatte, engagiert weiter, welche Kriegerdenkmäler in der Stadt unbedingt kommentiert werden sollten.

 

(Foto: Günter Josef Radig, Wikimedia commons)