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Gedenkveranstaltungen zum 75. Jahrestag der Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki in Karlsruhe

Read 3130 times Zuletzt geändert am Sonntag, 04 Oktober 2020 12:30
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Gedenkveranstaltungen zum 75. Jahrestag der Atombombenabwürfe
auf Hiroshima und Nagasaki in Karlsruhe

Zum 75. Jahrestag der ersten Atombombenabwürfe fanden dieses Jahr bundesweit viel mehr Veranstaltungen statt als in den letzten Jahren. In Karlsuhe erinnerten die DFG-VK Karlsruhe in Zusammenarbeit mit dem Friedensbündnis Karlsruhe und Attac-Karlsruhe mit zwei Mahnwachen auf dem Karlsruher Marktplatz und einer großen Gedenkveranstaltung an die unzähligen Opfer der Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki vor 75 Jahren.

Die erste Mahnwache fand am 16. Juli statt, 75 Jahre nach der ersten atomare Explosion auf unserer Erde im US-amerikanischen Bundesstaat New Mexiko, dem sogenannten Trinity-Test. Mit einer weiteren Mahnwache auf dem Marktplatz erinnerten wir am 6. August an den Abwurf der Uranbombe „Little Boy“ über Hiroshima durch die US-Armee am 6. August 1945. Viele Passanten wussten von den Jahrestagen nichts und oft nur wenig über die allgegenwärtige Bedrohung durch Atomwaffen oder den Atomwaffenverbotsvertrag. Es waren aber erfreulicherweise viele Menschen interessiert und unterschrieben dann den Appell an die Bundesregierung dem Atomwaffenverbotsvertrag beizutreten.

 

Am 9. August, dem Jahrestag des Abwurfs der Plutoniumbombe „Fat Man“ auf Nagasaki, erinnerten wir in einer Matineeveranstaltung unter der Schirmherrschaft des Oberbürgermeisters und „Mayors for Peace“ Dr. Frank Mentrup im Kulturzentrum Tollhaus an die Opfer der Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki zu der über 200 Besucher*innen kamen. In Vertretung des Oberbürgermeisters unterzeichnete Bürgermeisterin Bettina Lisbach zu Beginn der Veranstaltung den ICAN-Städteappell, bevor die aus Hiroshima stammende Pianistin Eriko Takezawa-Friedrich und Reinhold Friedrich an der Trompete das Stück „im Nebel“ des ebenfalls aus Hiroshima stammenden Komponisten Toshio Hosokawa spielten. Danach schilderte Eriko Takezawa-Friedrich auf japanisch (ihr Mann übersetzte) wie ihr Großvater und ihr Vater den Atombombenabwurf auf Hiroshima durch glückliche Umstände überlebten. Ihr Großvater, ein Dozent der Kalligraphie, verpasste am Morgen die Straßenbahn ins Stadtzentrum, musste deshalb eine andere Linie zur Arbeit nehmen und befand sich deshalb beim Abwurf der Bombe nicht im Stadtzentrum. Ihr Vater und einige seiner Mitschüler waren für einige Tage auf einer Schulfreizeit außerhalb der Stadt. Dadurch überlebte er, während die Mitschüler, die nicht an der Schulfreizeit teilnahmen, alle bei dem Atombombenabwurf starben. Mit nur 37 Jahren verstarb ihr Vater an Krebs, vermutlich eine Spätfolge des atomaren Fall-Outs. Die Schilderungen von Eriko Takezawa-Friedrich sind mit „sehr ergreifend“ nur sehr unzureichend beschrieben. Das anschließend von ihr gespielte Präludium b-Moll für Klavier von Johann Sebastian Bach zeigte die auf wundersame Weise tröstende Kraft der Musik.

 

Danach schilderte Andreas Zumach in seinem Vortrag über die nun 75jährige Geschichte des Nuklearzeitalters sehr deutlich das Bemühen bislang jeder Bundesregierung die nuklare Teilhabe der BRD sicherzustellen. Es wird eine enorm große Aufgabe für die Friedensbewegung den notwendigen politischen Druck zu entfalten, damit die Bundesregierung (als einen ersten Schritt einer Umkehr aus der miltärischen Un-Sicherheitslogik) dem Atomwaffenverbotsvertrag beitritt. In den letzten Wochen haben den Vertrag weitere Staaten ratifiziert, in Europa u.a. Schweden und Irland. Insgesamt wurde der Atomwaffenverbotsvertrag nun von 44 Staaten ratifiziert, es fehlen damit noch 6 Staaten damit er geltendes Recht wird. Ansporn und Verpflichtung und Herausforderung sind also klar: Dazu beizutragen, dass mit der BRD endlich auch ein NATO-Staat dem Atomwaffenverbotsvertrag beitritt.

 

Zum Abschluss der Veranstaltung spielten Eriko Takezawa-Friedrich und Reinhold Friedrich mit Student*innen der Karlsruher Hochschule für Musik aus Japan, Korea, Ungarn, Israel und Deutschland „A Song for Japan" von Steven Verhelst, geschrieben nach der Atomkatastrophe von Fukushima im März 2011. Die Verbindung von historischem Gedenken, politischer Information und Musik fand ein sehr interessiertes Publikum. Die dringende Notwendigkeit sich gerade jetzt für eine atomwaffenfreie Welt einzusetzen ist wohl allen Besucher*innen sehr deutlich geworden. Immer mehr Menschen wird auch durch die Pandemie klar, dass ein „weiter so“ nicht möglich ist, dass Ausbeutung von Mensch und Natur zu den grundlegenden Ursachen der Pandemie zählen. Klimagerechtigkeit, gerechter Handel, faire Arbeitsbedingungen und eine atomwaffenfreie Welt sind unabdingbar für eine lebenswerte Zukunft für alle Menschen!

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